Vor mehr als 20 Jahren fand ich hier meinen Lieblingsplatz, meine neue Heimat - Niedersachsen.
Die Menschen feierten damals gerade das wiedervereinigte Vaterland und der Kanzler aller Deutschen versprach im Osten blühende Landschaften, raubte mir aber den Arbeitsplatz. Ich verspürte keine Lust, auf die Wunder des mächtigen Pfälzers zu warten. Und so zog ich los - westwärts, wie viele meiner Landsleute, auf der Suche nach einem unbekannten Lebensinhalt.

Neue Heimat Niedersachsen

Dieser erste gesamtdeutsche Januar war kalt gewesen, wie wir ihn seit vielen Jahren nicht mehr erlebt hatten. Die Wochenend-Heimfahrten zu Frau und Kindern über verschneite Landstraßen gerieten zum Wagnis und am Montagmorgen, lange vor Sonnenaufgang, hieß es Abschied nehmen. Während der Fahrt geisterten stets die gleichen Fragen durch meinen Kopf: Reicht mein Fachwissen? Akzeptieren mich die Kollegen? Werde ich es schaffen? Bekommt meine Frau Arbeit? Finden wir eine bezahlbare Wohnung? Verkraftet die Große den Schulwechsel? Bekommt die Kleine neue Freunde?
Leider brachten die ersten Wochen keine Antworten sondern neue Fragen. Im Fernseher flogen Raketen auf Bagdad - würde ein Geschoss auch meine Existenz treffen und zerstören?

Die schweren Tage des Neubeginns gingen vorüber, es folgten Siege und manch Niederlage, aber ich hatte Wurzeln schlagen können - in dem Land, das das Sachsenross als Wappen führt, weiß auf rotem Schild.

Niedersachsen ein Lieblingsplatz? Das große Flächenland vereint die unterschiedlichsten Regionen - von Ostfriesland an der Küste bis hin zum Harz mitten in Deutschland. Kann diese Vielfalt eine Heimat werden? Für mich ja, der ich hier zwar nicht geboren bin, aber der hier sein zweites Leben begann. Überall finden sich Städte und Dörfer, Wiesen und Felder, weite Ebenen und dichte Wälder, sanfte Hügel und vereinzelt Berge, und dieser bodenständige Menschenschlag von uns Norddeutschen.

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